AK und Herdgeschehen im zahnärztlichen Bereich
Das Thema AK und Herdgeschehen im Kieferbereich ist sowohl in der zahnärztlichen als auch in der allgemeinmedizinischen Praxis sehr bedeutend, da beide tagtäglich damit konfrontiert sind. Entsprechend hilfreich sind bewährte Vorgehensweisen und Richtlinien. Allerdings sind dafür neben der AK auch Grundkenntnisse in der Neuraltherapie erforderlich (u. a. entsprechende Injektionstechniken - von der Umflutung des Herdes über segmentalregulatorische Injektionen), da eine effiziente Störfeldbehandlung ohne Einsatz dieser komplementärmedizinischen Technik nur eingeschränkt möglich ist.
► Die AK bietet ergänzend:
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Weiterführende Diagnostik des möglichen Störherdes ( z. B. mit Nosoden)
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Evaluation der Fernwirkung des Störherdes vor und nach Probebehandlung
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Ermittlung eines möglichst wirksamen Neuraltherapeutikums
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Ermittlung eines möglichst wirksamen homöopathischen Begleit-Spritzmittels
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Ermittlung einer möglichst wirksamen Begleittherapie (z. B. orthomolekular)
Das Paradebeispiel der Neuraltherapie ist das so genannte „Sekundenphänomen“, bei dem ein Beschwerdebild sich in kürzester Zeit auflöst, wenn der auslösende Herd durch ein Neuraltherapeutikum umflutet und quasi vom restlichen Körper isoliert wird. Oberflächliche Verfahren mit Aufbringen von Lokalanästhetika auf die Schleimhaut haben sich dabei sowohl diagnostisch als auch therapeutisch nicht bewährt.
Die Dauer der klinischen Verbesserung geht dabei weit über die anästhetische Wirkungsdauer des Neuraltherapeutikums hinaus.
Die Infiltration eines Störherdes mit einem Lokalanästhetikum hat aber neben dem einzigartigen diagnostischen Potential eine ebenso wichtige Funktion in der tatsächlichen Aufarbeitung eines Herdes. Die Unterbrechung des sympathischen Gefäßgeflechtes hat eine maximale Gefäßweitstellung mit größtmöglicher Verbesserung der Stoffwechselsituation im Herdgebiet zur Folge. Lokalanästhetika mit Vasokonstringentien sind in diesem Zusammenhang kontra indiziert!
Neben weiteren Wirkungserklärungen wie Unterbrechung der nozizeptiven Afferenzen, Erholung der lokalen Dysregulation usw. könnte man übergreifend von einer „elektrobiologischen Rehabilitation“ sprechen.
►Neuraltherapeutika
- Um sowohl diagnostisch als auch therapeutisch das Potential der Neuraltherapie mittels AK auszuschöpfen, sind in der Praxis mehrere Lokalanästhetika (siehe Artikel in MJAK 8: „AK und verschiedene Neuraltherapeutika “) ohne Vasoconstringens erforderlich.
- Im AK-Test zeigt sich regelmäßig, dass verschiedene Störherde verschiedene Lokalanästhetika (z. B. Lidocain, Procain, Mepivacain, Bupivacain, Ropivacain) mit niedrigem % Anteil (0,5 - 2%) erfordern.
- Getestet wird möglichst nahe am Herd: Dazu wird die Ampulle des zu testenden Lokalanästhetikums möglichst nahe an die positive TL / CH gebracht. Wird dadurch TL / CH negiert, gilt dieses Lokalanästhetikum als wirksam für diesen speziellen Herd.
- Falls ein Lokalanästhetikum verschiedene TL / CH an mehreren Körperstellen aufhebt (auch in weiterer Entfernung und sogar auf der anderen Körperseite liegend), so ist dieses Medikament als eine allgemein hoch wirksame, therapeutische Substanz einzustufen. In diesem Fall wäre die intravenöse Applikation des gefundenen Lokalanästhetikums nach den neuraltherapeutischen Richtlinien ein guter therapeutischer Ansatzpunkt.
► Die Mischung von Neuraltherapeutika mit homöopathischen Injektionslösungen hat sich in der Kombination als sehr wirksam erwiesen.
Verschiedene chronische Störherde, bei denen die orale Gabe von Homöopathika durch einen inzwischen entwickelten „Isolationseffekt“ bzw. „lokale Nichtansprechbarkeit“ versagt, werden erst durch die Kombination von Neuraltherapeutika und injizierbaren Homöopathika quasi wieder in das Stoffwechselgeschehen eingebunden. Es erfolgt dadurch eine gegenseitige Verstärkung des therapeutischen Potentials.
► In der Herddiagnostik ist der Challenge (CH) der Therapielokalisation (TL) weit überlegen (siehe auch der MJAK - Artikel: Die TL ist nicht alles)
Besteht der Verdacht auf ein Störfeldgeschehen und findet sich an einer fraglichen Lokalisation jedoch keine TL, so muss auf jeden Fall tiefgreifender mit CH gearbeitet werden. Die spezifische Anamnese, Inspektion, Palpation, funktionelle Untersuchung sowie das Wissen der vernetzten Zusammenhänge weisen den Weg.
Ein Druck-Challenge (in verschiedene Richtungen) zu einem in Frage kommenden Zahn oder einer Leerstelle wird oft noch eine Störquelle aufzeigen, wo keine positive TL mehr zu finden ist. Bei wurzelgefüllten Zähnen sollte der CH auch von coronal in Achsenrichtung des Zahnes zum Apex erfolgen, um einen Reiz in dem bei jedem wurzelbehandelten Zahn histologisch veränderten Gewebe zu setzen.
Nach diagnostischer Klärung (z. B. mit Nosoden) sowie Gegentestung der medikamentösen Begleittherapie (homöopathische Mittel, orthomolekulare Substanzen,... ) wird jenes Lokalanästhetikum welches den CH aufhebt, als initiale Behandlung nach den Richtlinien der Neuraltherapie injiziert (eventuell vermischt mit einem getesteten, injizierbaren Homöopathikum). Die Umflutung des in Frage kommenden Zahnes erfolgt, wenn möglich, in den Parodontalspalt. Manchmal „fällt“ man sowohl im Zahn- als auch im Leerkieferbereich in eine Cavität, was schon auf eine entsprechende Pathologie hinweist. Für diese diagnostisch wichtige Information (häufig ohne radiologische Auffälligkeit), ist ein ausreichender Stempeldruck - aber wohl dosiert - bei der Injektion erforderlich.
Praktischer Tipp: Verwendung von Peri-Press oder Insulinspritze mit eingeschweißter Nadel bzw. Nadel mit Schraubverschluss sowie kleine 1 ml Spritze. Damit wird ein hoher Stempeldruck ohne Gefahr der Nadelabhebung erreicht.
► Segmentale und reflektorische Zusammenhänge und Konsequenz
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Zu den in Frage kommenden Kopfherden werden homolateral die entsprechenden dorsalen Reflexzonen palpatorisch untersucht und mit der anderen Körperseitenentsprechung verglichen. Eine seitenbezogene Verquellung mit Druckdolenz bestätigt palpatorisch den Herdverdacht. Diese Entsprechung ist in der AK-Testung ebenfalls mit Doppel-TL zu verifizieren. Hier gilt der diagnostische Grundsatz: „ Auf zwei Beinen steht man besser“.
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Werden positive Reflexzonen gefunden, ist eine lokale begleitende Therapie indiziert. Besonders bei chronischen Störherden muss diese dann zum Teil autonom zurückstörende Reflexzone mitbehandelt werden (in diesem Fall löst sich der Palpationsbefund der Reflexzone nach Infiltration des primären Störherdes nicht mehr gänzlich auf). Die Therapie der Wahl ist die geübte segmentale Infiltration mit einem getesteten Neuraltherapeutikum (Abbildung zu Adler-Langerschen Reflexzonen siehe AK-Skriptum Dental 1).
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Die Bedeutung der Zone um C3 sei hervorgehoben, da hier neben der Projektion spezifischer Kopfherde (Unterkiefer) auch viscerale Projektionen interagieren. Falls bei auffälligem Palpationsbefund an C3 kein zugeordneter Kopfherd gefunden wird, muss an eine Projektion von einem der visceralen Organe gedacht werden.
(Literatur: Langer, Bergsmann) Wiederum hat sich die Kombination und der Vergleich zwischen Palpation und AK Befund bewährt. Auch die TL zu Alarmpunkten oder Organzonen sowie Doppel-TL zu C3 ergibt Zusammenhänge. Meist werden in diesem Fall auch aktive Zustimmungspunkte zu den entsprechenden visceralen Organen gefunden.
- Pulpitis:
Primär wird eine Basistherapie für Zuhause (z. B. homöopathisches Lymphmittel, orthomolekularen Substitution) getestet. Zusätzlich erfolgt etwa 1 x wöchentlich insgesamt für 3 - 4 x an das Parodont des pulpitischen Herdes eine Injektion mit einem Lokalanästhetikum kombiniert mit einem homöopatischen Spritzmittel, welche jeweils jedes für sich die TL/CH negieren. Die Mittelauswahl kann sich im Laufe der Zeit ändern! - also jeweils testen!
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Wurzelgefüllter Zahn:
Gerade hier ist schon aus forensischen Gründen sowohl ein OPG als auch ein Zielbild - wenn möglich aus zwei Ebenen - zu erstellen.
Eine unvollständige Wurzelfüllung (nicht bis zum Apex abgefüllt) endet meist in einem gangränösen Zerfall der Restpulpa, wobei dann neben der häufig testenden „Kieferostitis-Nosode“ auch die „Gangränöse Pulpítis-Nosode“ testet.
Bei einwurzeligen Zähnen macht eine Revision durchaus Sinn. Eventuell ist auch eine WSR in zweiter Instanz noch erfolgreich. Entscheidend ist die genaue Aufarbeitung sowie die Begleittherapie (auch die Reaktionsfähigkeit und Regenerationsfähigkeit des Patienten), die ähnlich wie bei der Pulpitis – Therapie (lokale Injektionen + Begleittherapie) jetzt aber 2 - 3 Monate dauern kann.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Wurzeln oder Wurzelkanäle, desto geringer ist die Erfolgsaussicht einer Revision oder Resektion.
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Leerkieferbereiche:
Zunehmend häufiger sind Restostitiden nach Zahnextraktionen zu beobachten. (nach neuraltherapeutischer Literatur inzwischen über 30% der Kieferherde). Das Vorgehen ist ähnlich wie oben (TL und CH erforderlich!)
Zielaufnahme möglichst von zwei Projektionsebenen.
Mehrmalige lokale Infiltration wie oben: Hier hat sich der starke Druck bei Injektion mit der Nadel an mehrere ossäre Stellen des Leerkieferareals besonders bewährt, da teilweise ein Durchbrechen in eine radiologisch verborgene Cavität erfolgt mit dann deutlich besserer therapeutischer Erfolgsaussicht.Den 8er Leerkieferbereichen sollte immer ein Hauptaugenmerk gewidmet sein.
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Weisheitszähne:
Diese können obwohl vital und ohne Karies, trotzdem als Störfeld wirken. Wenn Palpationsbefund und Fernwirkung mit AK und Neuraltherapie (die temporäre Isolierung vom restlichen Körper führt zur Unterbrechung der Fernwirkung) demonstriert werden kann, so ist die Entscheidung für die dann notwendige Extraktion nicht mehr schwierig.
Verlagerte Weisheitszähne: Um ihre häufige Störwirkung mit AK sicher zu erfassen, ist ein Challenge erforderlich - speziell in Richtung des mandibulären Kanals bzw. Kieferhöhle (siehe je nach Röntgen). Gegebenenfalls ist die operative Entfernung die Konsequenz.
- Allgemeinzustand und Regulationsfähigkeit des Patienten sollte vor jeder Implantation überprüft werden: Relevante Störfaktoren sowie relevante Muskel-Dysfunktionen im AK-Test müssen vor der Operation aufgearbeitet werden.
- Anamnestisch gilt dabei jenem Meridan-Organ-Komplex, der dem Odonton der Implantatstelle zugeordnet ist, besondere Aufmerksamkeit - gegebenenfalls erfolgt eine entsprechende begleitende Therapie.
- Lokal obligatorisch ist in jedem Fall, dass im Leerkieferbereich weder eine positive TL noch ein positiver CH auffindbar sind.
- Die Testung des Implantatmaterials auf Verträglichkeit erfolgt entsprechend den Richtlinien der AK - Materialtestung (siehe gemeinsame Stellungnahme von IMAK und GZM zur Materialtestung in der ganzheitlich orientierten Zahnheilkunde). Gerade bei Allergieneigung ist diese Testung absolut wichtig.
- Einheilungsphase:
Eine medikamentöse Unterstützung ist gerade bei älteren Patienten oderFalls beim (zur Leerstrecke) zugeordneten visceralen Organ eine Grunderkrankung oder Schwäche besteht, sollte dieses Organ speziell während der Einheilphase therapeutisch gestützt werden.
Patienten mit Grunderkrankung immer hilfreich. Zum Beispiel orthomolekulare Substitution (Calcium, Vit. D3, Zink usw.) und homöopathischen Begleittherapie (Symphytum, …)
Dr. Rudolf Meierhöfer
Dr. Ulrich Angermaier
Dr. Eugen Burtscher