Piercing - Gewebsverletzungen mit gravierenden Folgen

1.Einleitung

Nach einer Umfrage des Institutes für Demoskopie in Allensbach tragen 26% aller Deutschen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren ein Piercing. Im Jahr 2002 ließen sich 60.000 Deutsche ihre Zunge mit einem Piercingschmuck verzieren.

Während gepiercter Schmuck an Ohr und Nase bereits eine Tradition von über 3000 Jahren hat, gibt es heute immer weniger Tabus bei der Auswahl der zu durchbohrenden Körperstellen.
Gesundheitliche Folgen des Piercings werden von der Schulmedizin leider weitgehend ignoriert. Ärztegruppen fordern, dass Piercing in ärztliche Hände gehöre.
Ich bin der Meinung, dass es eher ärztliche Aufgabe wäre, auf die Folgen dieser Gewebsverletzungen hinzuweisen, die zukünftig in unserem Gesundheitssystem sicher noch hohe Kosten verursachen werden. An den folgenden 3 Patientenfällen soll dargestellt werden, dass Piercings gravierende Folgen für die Gesundheit haben kann.


Patientenfall 1:

Die 23jährige Patientin erschien frühmorgens mit starken Gesichtsschmerzen in unserer Praxis. Die Mundöffnung war auf 18 mm eingeschränkt, die gesamte Kaumuskulatur sowie der Bereich des Kiefergelenkes beidseits druckschmerzhaft. Die Patientin berichtete uns unter großen Schmerzen, dass sie bereits seit mehreren Jahren ein Knacken im Kiefergelenk bemerkt hatte. Aus diesem Grunde war bereits vor 2 Jahren eine Schiene ohne Erfolg eingegliedert worden. Seit dem Auftreten des Kiefergelenkknackens hätten sich auch die Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, der unteren Brustwirbelsäule sowie der Lendenwirbelsäule verstärkt.

Da uns bei der Patientin das Augenbrauenpiercing beidseits, mehrere Ohrringe im Bereich wichtiger Akupunkturpunkte sowie ein Nabelpiercing auffielen, baten wir, auf Grund unserer Erfahrungen mit diesen Störstellen, um Entfernung des Ohrrings ( Bild Nr. 1), der etwa am Akupunkturpunkt des Kiefergelenks angebracht war sowie um Entfernung des Nabel- und Augenbrauenpiercings.
Die Verletzungsstelle am Nabel zeigte eine deutliche entzündliche Reaktion (siehe Foto Nr. 2). Etwa 2 Minuten nach Entfernung der Piercings ließ sich bei der Patientin eine Mundöffnung von 28 mm messen, die Schmerzintensität im Gesichtsbereich ließ nach Angaben der Patientin deutlich nach. Wir behandelten nach Testung mit Applied Kinesiology die Piercingstellen mit Ionensalbe der Fa. Helmbold und
therapierten lokal die Muskulatur für 16 min. mit pulsierenden Magnetfeld (MRS 2000 med der Fa. Vitalife) und anschließend mit hochfrequenten Ozonimpulsen des Gerätes Ozonythron der Fa. Mymed. Dadurch erreichten wir eine Mundöffnung von 34 mm, die Patientin war weitgehend schmerzfrei. Zur weiteren Therapie wurde der Patientin ein Äqualizer zur Entlastung der Kaumuskulatur mitgegeben sowie spezielle Muskelübungen mit ihr trainiert. Tagsdarauf ergab die Nachkontrolle eine schmerzfreie Mundöffnung von 44 mm.


Die Nachfrage bei der seit Jahren an der Patientin therapeutisch tätigen Physio-therapeutin ergab folgende Vorbefunde:

  • Seit ca. 2 Jahren sterno-symphysale Fehlhaltung mit Schwächen der gesamten rumpfstabilisierenden Muskelgruppen
  • Fortschreitende endgradige Einschränkung der Bewegung im Bereich der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule
  • Der in den Vorjahren immer wieder durchgeführte Test mit Applied Kinesiology zeigte einen positiven Challenge auf festen Biss, eine immer wiederkehrende Schwäche des M. iliopsoas sowie des M. tensor fasciae latae und einen Hypertonus der Hamstrings. Durchgeführte Mobilisationen im Bereich der Wirbelsäule, des Sacrums sowie Occiputrelease waren ohne langdauernden Erfolg. Nach Entfernung der Piercings in unserer Praxis zeigte sich jedoch ein völlig anderes Bild. Die am Tag danach durchgeführte physiotherapeutische Behandlung führte zu einer dauerhaften Wirkung, die Schmerzausstrahlungen aus dem Bereich der Wirbelsäule verschwanden weitgehend und nach Durchführung einer stabilisierenden Rückenschule mit der Patientin, in der die muskulär bedingte Fehlhaltung stabilisiert wurde, sind bis jetzt die Schmerzen nicht mehr aufgetreten.


Anmerkung:

Die Ohrstecker am Kiefergelenkspunkt sowie das Nabelpiercing wurden 6 Monate vor Auftreten der strukturellen Beschwerden (HWS, LWS, Kiefergelenk) gesetzt.

Patientenfall 2:


Eine 27 jährige Patientin klagte in der Anamnese über rezidivierende Blockierungen in der Halswirbelsäule und davon ausgehend immer wieder sehr starken Schläfenkopfschmerz. Diese seit 2 Jahren bestehenden Beschwerden gingen einher mit starker Verstopfung (teilweise 1 Stuhlgang pro Woche), wobei diese Problematik bei beruflichen Stress noch verstärkt wurde. Exzessives Knirschen und Pressen mit den Zähnen führte regelmäßig zu morgendlichen Verspannungen im Gesichtsbereich.

Alle bisher durchgeführten Therapien blieben ohne dauerhaften Erfolg. Die Halswirbelsäule wurde regelmäßig mobilisiert, wobei die Mobilisationen maximal 3 bis 5 Tage anhielten. Die Patientin trug nach eigenen Angaben seit ca. 2 ½ Jahren Piercings im Bereich der Ohren, des Nabels und der Nase.
Das „Bohrloch“ an der Nase entzündete sich regelmäßig alle 2 Monate. Entfernte die Patientin das Nasenpiercing, verbesserten sich in der Abheilphase der Entzündung deutlich die HWS-Verspannungen, das Knirschen und Pressen reduzierte sich nach Patientenangaben deutlich.


Die Testung mit Applied Kinesiology ergab an allen Piercingstellen eine positive Therapielokalisation (TL). Diese positive TL wurde aufgehoben durch die Doppel-therapielokalisation zu den Alarmpunkten Dünndarm und Dickdarm, was auf einen Zusammenhang der betreffenden Meridiane mit der Störstelle (Piercingloch) hinwies. Alle Piercingstellen ließen sich in der Testung mit Ionensalbe nach Helmbold aufheben. Der Patientin wurde daraufhin empfohlen, die Piercings abzunehmen und die Piercingstellen mehrmals täglich mit der Ionensalbe zu behandeln.
Innerhalb einer Woche veränderte sich die Darmträgheit der Patientin gravierend.

Seit nunmehr 6 Monaten sind bei der Patientin weder Blockierungen im Bereich der Halswirbelsäule noch Kopfschmerzen aufgetreten, obwohl sich die Belastungs-situation durch Examensprüfungen, die neben der beruflichen Tätigkeit abgelegt wurden, noch verstärkt hat. Die Probleme im Bereich der Verdauung sind seit dieser Zeit vollständig verschwunden. Knirsch- und Pressphänomene im Bereich des stomatognathen Systems sind deutlich reduziert. Zur weiteren Schonung der Zahn-substanz wurde zusätzlich eine Schiene nach orthopädischen Kriterien eingegliedert.

Patientenfall 3:

Die 19 jährige Patientin erschien Anfang 2003 mit folgendem Beschwerdebild in unserer Praxis;

  • Verlust aller Haare (siehe Bild Nr.3, Januar 2003)
  • Rheumatische Schmerzen in fast allen großen und kleinen Gelenken
  • Sehr schnelle Ermüdung
  • Rezidivierender Herpes im gesamten oralen Bereich

Das Blutbild zeigte nach Angaben des behandelnden Hausarztes mit Ausnahme eines erhöhten ASL-Titers keine problematischen Werte.
Unsere Anamnese ergab, dass die Patientin am Tag mehr als 20 Zigaretten rauchte und seit mehr als 5 Jahren Piercings an mehreren Stellen im Ohr, im Nabel sowie an den Brustwarzen trug.


Die Testung mit Applied Kinesiology zeigte ein Switching, das aufhebbar war nach der Entfernung der Piercings und Behandlung der Piercingstellen mit Ionensalbe. Dies war für uns ein deutlicher Hinweis darauf, dass das massive Piercing bei der Patientin zu einer generellen Dysorganisation geführt hatte, die evtl. bestehende Dysfunktionen und Mangelerscheinungen im Bereich Vitamine, Spurenelemente noch verstärkte. Nachdem die AK-Testung einen deutlichen Hinweis auf Schwermetallbelastungen sowie starken Spurenelement- und Vitaminmangel gezeigt hatte, wurde eine Vollblutanalyse durchgeführt.

Folgende Werte außer der Norm wurden zusätzlich gefunden:

Selen 69 μg/l Norm 80- 130 μg/l
Folsäure 191 μg/l Norm 250-1000 μg/l
Cadmium 7,9 μg/l Norm bis 1,0 μg/l

Auf Grund der hier gezeigten Mangelerscheinungen wurde Zink, Eisen, Selen und Folsäure substituiert. Allein durch die Substitution von Spurenelementen und Vitaminen sowie die homöopathische Begleitbehandlung mit Hypericum (alles nach AK-Testung) verbesserte sich die Gesamtsituation der Patientin. Wie auf Bild Nr. 4 (September 2003) sichtbar, sind auch die verlorengegangenen Haare weit-gehend nachgewachsen. Alle Piercings wurden in der Zwischenzeit entfernt, die Störstellen regelmäßig mit getesteter Ionensalbe behandelt. Der extrem hohe Cadmiumwert, der wahrscheinlich durch den starken Zigarettenkonsum der Patientin ausgelöst wurde, soll nach Stabilisierung der Gesamtlage mit DMSA ausgeleitet werden.

Die „Verschönerung“ des Körpers durch Piercing nimmt in unserer Gesellschaft immer mehr zu. Die damit verbundenen Folgen, die von den zuständigen Institutionen, Ärzten und Krankenkassen weitgehend ignoriert werden, sind teilweise gravierend. Abhängig von Konstitution der Person und der Piercingstelle können Piercings Krankheiten und Dysfunktionen verstärken.
Auch wenn viele Menschen Ihre Piercings stolz als Schmuckstück tragen, soll mit oben dargestellten Patientenfällen die Notwendigkeit der anamnestischen Nachfrage nach Piercings aufgezeigt werden.


Autoren:
Gabriele Schnabl, Heilpraktikerin
Dr. Rudolf Meierhöfer, Zahnarzt
www.drmeierhoefer.de